Mann hält seiner Frau bei den Wehen die Hand

Gerade Erstgebärende sind oft unsicher, wie sie die richtigen Wehen erkennen können. Woran du den Unterschied zwischen den Wehenarten erkennst und wann es Zeit fürs Krankenhaus ist, haben wir in einer Übersicht für dich zusammengestellt.

Was sind Wehen

Wehen sind Muskelkontraktionen deiner Gebärmutter. Stell dir dazu deine Gebärmutter als einen großen Muskel vor. Nur mit dem Unterschied, dass du diesen nicht selbst anspannen und entspannen kannst. Das wird während der Wehen und der Wehenpause automatisch für dich erledigt. Bis heute ist nicht erforscht, wodurch Wehen genau ausgelöst werden.

Welche Wehen gibt es?

Je nach dem, in welcher Phase der Geburt du dich befindest, gibt es verschiedene Wehenarten. Jede Wehenart hat eine eigene Aufgabe, um den Körper bei der Geburt zu unterstützen.

Übungswehen

Die ersten Übungswehen wirst du vermutlich ab der 25. SSW spüren. Du erkennst sie daran, dass dein Bauch sehr hart wird und du ein leichtes Ziehen in deiner Gebärmutter spürst. Meistens dauern sie 30 bis 60 Sekunden und lassen dann wieder nach. Diese Wehen haben keine Regelmäßigkeit und sind in der Regel nicht schmerzhaft. Übungswehen treten maximal drei Mal pro Stunde auf.

Vorwehen

Vorwehen treten meist um die 36. SSW auf. Sie bereiten deinen Körper auf die Geburt vor. Trotzdem solltest du keine Angst haben, dass dein Baby gleich auf die Welt kommt. Trotz Vorwehen kann es bis zur Geburt noch einige Tage oder Wochen dauern. Bei den Vorwehen wird dein Bauch sehr hart. Sie kommen unregelmäßig, nehmen nicht an Intensität zu und ebben nach einiger Zeit ab.

Senkwehen

Um die 36. SSW kann es passieren, dass die Senkwehen zeitgleich mit den Vorwehen eintreten. Dann wird es dir vermutlich schwerfallen, zwischen den zwei Wehenarten zu unterscheiden. Da die Senkwehen schmerzhafter als die Vor- und Übungswehen sind, wirst du womöglich denken, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht.

Leider ist das oftmals noch nicht der Fall. Vielmehr sind die Senkwehen für dich schmerzhaft, weil sich der Kopf deines Babys in dein Becken drückt. Du wirst beobachten können, dass dein Bauch nach den Senkwehen anders aussieht und etwas nach unten abgesackt ist. Oft bekommst du nach Senkwehen wieder ein wenig besser Luft.

Bonustipp: Wenn du dir nicht sicher bist, ob es sich um Senkwehen oder Geburtswehen handelt, lege dich in die Badewanne oder gehe warm duschen. Wenn die Schmerzen nicht abnehmen, handelt es sich um Geburtswehen und du kannst dein kleines Baby schon bald im Arm halten. (Bitte nur warm baden oder duschen gehen, wenn du noch keinen Blasensprung hattest und nicht allein bist.)

Frühwehen

Wenn du vor Ende der 37. SSW mehr als drei echte Wehen pro Stunde hast und die Schmerzen während der Wehen zunehmen, kann es sein, dass du Frühwehen hast. Diese lassen sich nicht durch ein Bad lindern und kommen in kurzen, regelmäßigen Abständen. Außerdem können blutiger/wässriger Ausfluss und/oder Rückenschmerzen hinzukommen. Bei vorzeitigen Wehen solltest du direkt zu deinem Frauenarzt oder ins Krankenhaus, da diese für dich und dein Baby gefährlich werden können. Oftmals bedeuten sie den Begin der Geburt oder, dass du strenge Bettruhe halten musst, damit dein Baby nicht zu früh auf die Welt kommt.

Eröffnungswehen

Eröffnungswehen sind der Beginn der Reise deines Babys, um den Weg zu dir zu finden. Leider fühlen sie sich nur halb so romantisch, dafür doppelt so intensiv an. Du erkennst sie daran, dass sie in regelmäßigen Abständen kommen, sich nicht mit einem Bad lindern lassen und sich wie sehr starke Menstruationsschmerzen anfühlen.

Nach und nach wird dieser Schmerz zunehmen und die Abstände der Wehen werden sich verkürzen. Meistens dauern sie anfangs zwischen 30 und 45 Sekunden und sind noch nicht sehr intensiv. Gegen Ende der Eröffnungsphase wirst du alle drei bis fünf Minuten circa 60 bis 90 Sekunden lang Wehen haben.

Diese Wehen werden sich sehr stark und intensiv anfühlen, so dass du die Welt um dich herum vergessen wirst und nur auf dich konzentriert bist. Eröffnungswehen spürst du als ziehenden Schmerz entweder in der Höhe des Schambeins, der Leiste oder im Rücken. Während der Eröffnungswehen wird dein Gebärmutterhals sich verkürzen und dein Muttermund sich auf etwa sieben Zentimeter öffnen.

Übergangswehen

Die Eröffnungswehen werden von den Übergangswehen abgelöst. Diese fühlen sich schmerzhafter und intensiver an als die Eröffnungswehen. Einen positiven Beieffekt haben sie jedoch. Sie öffnen den Gebärmutterhals vollständig auf zehn Zentimeter, so dass der Weg für dein Baby frei ist.

Viele Schwangere gelangen bei den Übergangswehen an den Punkt, an dem sie denken, dass sie nicht mehr können. Allerdings ist genau der Moment meistens ein Anzeichen dafür, dass schon bald die nächste Stufe der Wehen erreicht wird. Die Presswehen.

Presswehen

Wenn dein Baby so weit ist, um endlich den Weg nach draußen zu finden, setzen die Presswehen ein. Oftmals nennt man diese Phase der Geburt auch die Austreibungsphase. Bei den Presswehen wird dein Baby in Richtung Ausgang der Scheide gepresst. Da dein Baby auf deinem Darm liegt, wirst du automatisch den Drag verspüren, dass du pressen musst. Du kannst dir das vorstellen, als wenn du für ein großes Geschäft auf dem Klo sitzt und presst.

Mache nicht den Fehler und presse nur in den Bauch. Das wird dich unnötige Kraft kosten. Vor einem kleinen Malheur während der Geburt musst du keine Angst haben. Das ist nichts Schlimmes und gehört zu einer natürlichen Geburt dazu. Hebammen sind das gewohnt und du musst dich dafür nicht schämen. Wenn du das Köpfchen deines Babys geboren hast, wirst du noch ein paar Presswehen haben, die den Rest des Körpers auf die Welt bringen. Und dann ist er endlich da: Der große Moment des Kennenlernens!

Nachwehen

Mit den Nachwehen wird die Plazenta geboren. Das sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutter wieder zusammenziehen und die Blutung gestoppt wird. Meistens hast du die Nachwehen unmittelbar nach der Geburt. Sie lassen nach 10 bis 15 Minuten wieder nach.

Viele schwangere Frauen beschreiben sie als schmerzhaft. Es gibt aber auch Frauen, die sie mit Menstruationsbeschwerden vergleichen oder auch gar nicht mehr wahrnehmen, da sie von der Geburt völlig überwältigt sind. Du siehst, auch diese Schmerzen sind von Frau zu Frau verschieden. Bei jedem weiteren Kind werden Nachwehen allerdings stärker. Dies kommt daher, weil die Gebärmutter mehr Kraft aufwenden muss, um sich wieder zusammen zu ziehen.

Wann musst du bei Wehen ins Krankenhaus?

Wenn du innerhalb von einer halben Stunde alle drei bis fünf Minuten Wehen hast, ist es an der Zeit, dass du dich auf den Weg ins Krankenhaus machst. Inzwischen gibt es auch Wehentracker als Gratisapps fürs Handy. So kannst du deine Wehen einfach aufzeichnen und nachvollziehen wann es so weit ist.

Wie lange dauert es von der ersten Wehe bis zur Geburt?

Wie lange es von der ersten Wehe bis zur Geburt dauert, kann man leider nicht einheitlich beantworten. Dies ist unter anderem davon abhängig, ob die Schwangere bereits ein oder mehrere Kinder entbunden hat. Auch andere Faktoren, wie zum Beispiel schlechtes Bindegewebe oder sehr kleine Babys, können eine Rolle spielen. Eine durchschnittliche Geburt dauert bei Erstgebärenden im Schnitt 13 Stunden oder länger.

Wie kannst du Schmerzen bei den Wehen aushalten?

Das Schmerzempfinden ist von Frau zu Frau unterschiedlich und trotzdem wird keine Frau die Wehen als harmlos oder nicht schmerzhaft beschreiben. Dennoch solltest du dich, vor allem als Erstgebärende, nicht von Horrorstories verunsichern lassen. Du musst dir immer vor Augen halten, dass dein Körper für die Geburt gemacht ist und sich dein Körper bereits seit neun Monaten auf die Geburt vorbereitet.

Wenn du die Wehen nicht mehr veratmen kannst und andere Entspannungstechniken nicht mehr fruchten, gibt es zum Glück weitere Methoden, um die Schmerzen ein wenig zu lindern. Dazu gehören:

  • Medikamente zur Schmerzlinderung: Du kannst die Hebamme nach krampflösenden Mitteln fragen. Meistens werden diese per Zäpfchen oder Tropf verabreicht.
  • Schmerzreduktion mit Opiaten:Je nach Krankenhaus und Arzt kann es sein, dass du eine Infusion mit Opiaten bekommst. Diese wird allerdings nur in begrenztem Umfang verabreicht, da die Opiate auf dein Baby übergehen können.
  • PDA (Epiduralanästesie): Bei der PDA wird ein Medikament nahe dem Rückenmark eingespritzt, welches dafür sorgt, dass die Schmerzen während der Wehen abgeschwächt werden. Viele Schwangere sind sogar schmerzfrei. Obwohl die Signalweiterleitung der Nerven unterbrochen ist, kannst du bei einer PDA pressen und musst nicht fürchten, dass du etwas von der Geburt verpasst.

Über dem Termin und noch keine Wehen?

Wenn du bereits den ausgerechneten Termin überschritten hast, wird dein Arzt oder deine Hebamme mit dir über die nächsten Schritte sprechen. Es gibt einige Möglichkeiten, wie du selbst versuchen kannst, die Wehen zu fördern. Diese solltest du allerdings nur in Absprache mit deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt probieren. Sollte dein kleiner Bauchbewohner es sich trotz aller Versuche noch bequem in deinem Bauch machen, kann die Geburt medikamentös im Krankenhaus eingeleitet werden.