Schwangerschaftsvergiftung Arzt misst bei schwangeren Frau den Blutdruck

Eine Schwangerschaftsvergiftung wird auch als Gestose bezeichnet und tritt bei etwa 6-8 % aller schwangeren Frauen im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft auf. Häufig beginnt sie mit harmlosen Symptomen, doch schon schnell kann sie zur lebensbedrohlichen Gefahr für dich und dein Baby werden.

Was ist eine Schwangerschaftsvergiftung?

Der Begriff Schwangerschaftsvergiftung ist ein Oberbegriff. Denn insgesamt gibt es 3 verschiedene Arten von Schwangerschaftsvergiftungen, die aufeinander aufbauen. Verursacht werden sie alle durch zu hohen Blutdruck. Im schlimmsten Fall kann die Schwangerschaftsvergiftung dazu führen, dass bestimmte Organe nicht mehr richtig funktionieren.

Was passiert bei einer Schwangerschaftsvergiftung?

Bei einer Schwangerschaftsvergiftung werden die Blutgefäße durch zu hohen Blutdruck geschädigt. Weiterhin funktionieren die Nieren nicht mehr gut und werden poröser, wodurch Eiweiß in den Urin gelangt.

Auch die Leber kann in Mitleidenschaft gezogen- und dauerhaft geschädigt werden. Aber nicht nur du, sondern auch dein Baby bekommt die Folgen der Schwangerschaftsvergiftung zu spüren. Denn die Plazenta ist durch die Schwangerschaftsvergiftung nicht mehr gut durchblutet, so dass dein Baby weniger Nährstoffe und Sauerstoff als normal bekommt.

Infolgedessen wird dein Baby in deinem Bauch nicht so schnell wachsen. Babys, die nach einer Schwangerschaftsvergiftung geboren werden, sind oft kleiner und magerer als der Durchschnitt.

Wie entsteht die Schwangerschaftsvergiftung?

Früher ging man davon aus, dass man eine Schwangerschaftsvergiftung durch schlechtes Essen bekommt. Heutzutage weiß man allerdings, dass die Schwangerschaftsvergiftung durch Bluthochdruck verursacht wird.

Wenn du hohen Blutdruck hast, ist es umso wichtiger, dass du zu allen Schwangerschaftsuntersuchungen gehst. Nur so können mögliche Warnzeichen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Arten der Schwangerschaftsvergiftung

Es gibt vier verschiedene Arten von Schwangerschaftsvergiftungen. Diese bauen aufeinander auf.

  • Bluthochdruck in der Schwangerschaft
  • Präeklampsie
  • HELLP-Syndrom
  • Eklampsie

Bluthochdruck als erstes Symptom

Von Bluthochdruck in der Schwangerschaft spricht man, wenn in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft ein hoher Blutdruck auftritt, wobei der Blutdruck vorher normal war. Bei der Blutdruckmessung werden immer zwei Werte genannt, ein unterer und ein oberer Druck.

Von Bluthochdruck spricht man, wenn der untere Wert über 90 oder der obere Wert über 140 liegt. Solltest du an Bluthochdruck in deiner Schwangerschaft leiden, wird dein Gynäkologe zusätzliche Kontrolluntersuchungen mit dir planen.

Präeklampsie

Bei einer Präeklampsie hast du, zusätzlich zum hohen Blutdruck, Eiweiß im Urin. Das ist auch einer der Gründe, warum bei jeder Kontrolluntersuchung bei deinem Gynäkologen dein Urin kontrolliert wird.

Dass du Eiweiß im Urin hast, liegt daran, dass deine Nieren und deine Leber nicht mehr so gut arbeiten. Eine Präeklampsie wird in 10 % der Fälle vor Beginn der 34. Schwangerschaftswoche entdeckt. In 5 % der Fälle wird sie erst nach der Entbindung entdeckt.

Symptome der Präeklampsie

  • Erhöhter Blutdruck
  • Vermehrte Eiweißausscheidung über den Urin
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Übelkeit oder grippeähnliches Gefühl (ohne Fieber)
  • Erbrechen
  • Verschwommenes Sehen
  • Kribbeln in den Fingern
  • Flüssigkeitsansammlungen in den Händen, Füßen oder im Gesicht
  • eine plötzlich starke Gewichtszunahme von mehr als 1 kg pro Woche
  • starke Oberbauchschmerzen

HELLP-Syndrom

Das HELLP-Syndrom ist eine schwerere Form der Präeklampsie. Wie bei der Präeklampsie leidest du an Bluthochdruck, Flüssigkeitsansammlungen und Eiweißverlust. Diese Faktoren können bei deinem ungeborenen Kind zu einer Wachstumsverzögerung führen.

Der Begriff HELLP steht für:

  • Hämolyse (Zerfall von Blutbestandteilen)
  • Elevated Liver enzymes (erhöhte Leberwerte)
  • Low Platelets (geringe Anzahl von Blutplättchen)

Das HELLP-Syndrom ist häufig eine sehr schwere Verlaufsform einer Präeklampsie. Tückisch ist, dass es sehr plötzlich und ohne Vorzeichen auftritt. Glücklicherweise tritt das HELLP-Syndrom nur bei 3-5 % der Frauen auf, die zum ersten Mal schwanger sind, und nur bei 10-14 % der Frauen mit Präeklampsie. Bei späteren Schwangerschaften ist das Risiko noch geringer.

Symptome HELLP-Syndrom

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Durchfall
  • heftige Schmerzen im Oberbauch oder zwischen den Schulterblättern

Eklampsie

Eklampsie tritt bei 0,1 % aller schwangeren Frauen auf, die Symptome einer Präeklampsie oder eines HELLP-Syndroms haben. Die Eklampsie tritt normalerweise nach der 30. Schwangerschaftswoche, während oder nach der Geburt auf. Es kommt zusätzlich zu Krampfanfällen, die einem epileptischen Anfall ähneln. Diese Krampfanfälle können für die Mutter und das Baby lebensbedrohlich sein.

Die Eklampsie ist die schwerste Form der Schwangerschaftsvergiftung. Sie kann durch den schnellen Blutdruckanstieg zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn, bis hin zum Schlaganfall führen. Da die Eklampsie eine lebensbedrohliche Erkrankung ist, muss schnell gehandelt werden.

Manchmal geht die Präeklampsie oder das HELLP-Syndrom in eine Eklampsie über. Dann kommen folgende Symptome dazu:

Symptome Eklampsie

  • Beeinträchtigte Reflexe
  • Allgemeines Unwohlsein
  • Kopfschmerzen
  • Flimmern vor den Augen
  • Kribbeln in den Händen
  • Krampfanfälle (ohne dass du an Epilepsie leidest)

Wenn du bei dir Symptome feststellst, die auf eine der Präeklampsie-Arten hindeuten, wende dich bitte sofort an deinen Frauenarzt. Er kann die nötigen Untersuchungen bei dir und deinem Baby durchführen.

Behandlung der Schwangerschaftsvergiftung

Bislang gibt es keine Methode, um die Ursache der Schwangerschaftsvergiftung zu behandeln und damit die Erkrankung zu heilen. Allerdings können die Symptome kontrolliert werden. Im Allgemeinen besteht die Behandlung daher aus engmaschigen Kontrolluntersuchungen, gegebenenfalls stationärer Beobachtung und der Bekämpfung der Krankheitssymptome.

Wenn eine schwere Präeklampsie diagnostiziert wird, gibt es oft nur noch eine Lösung, um das Leben der Mutter nicht weiter zu gefährden: die Entbindung des Babys.

Da eine Entbindung je nach Entwicklung des Babys und Schwangerschaftswoche oftmals zu früh ist, versuchen die Ärzte, dass das Baby so lange wie möglich im Bauch der Mutter bleibt. Es wird dann medikamentös versucht die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Bei einer leichten Form von Schwangerschaftsvergiftung kann auch Bettruhe helfen. Damit wird der Bluthochdruck gesenkt und die Durchblutung der Plazenta verbessert.

Risikofaktoren

Häufig tritt eine Schwangerschaftsvergiftung bei folgenden Risikogruppen auf:

  • Erstgebärende: Das Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung ist bei der ersten Schwangerschaft am höchsten.
  • Schwangerschaft mit Mehrlingen: Eine Schwangerschaftsvergiftung tritt häufiger bei Frauen auf, die Mehrlinge erwarten.
  • Alter der Mutter: Frauen, die jünger als 20 oder älter als 35 sind, haben ein höheres Risiko eine Schwangerschaftsvergiftung zu bekommen.
  • Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung.
  • (Schwangerschafts-)Diabetes: (Schwangerschafts-)Diabetes erhöht das Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung.
  • familiäre Veranlagung: Wenn bereits andere Frauen in der Familie eine Schwangerschaftsvergiftung hatten, kann es sein, dass die Schwangere auch eine Schwangerschaftsvergiftung bekommt.
  • Bluthochdruck: Wenn bereits vor der Schwangerschaft Bluthochdruck bestand, ist das Risiko für eine Schwangerschaftsvergiftung höher.
  • Nierenerkrankung: Das Risiko für eine Schwangerschaftsvergiftung ist höher, wenn bereits vorher eine Nierenerkrankung vorlag.

Wie kann man eine Schwangerschaftsvergiftung verhindern?

Leider kann eine Schwangerschaftsvergiftung nicht verhindert werden. Du kannst jedoch versuchen, sie so früh wie möglich zu erkennen. Daher solltest du regelmäßig zu deinen Kontrolluntersuchungen gehen. Nur so kann dein Frauenarzt feststellen, ob du eine Präeklampsie hast.

Nicht immer besteht die Notwendigkeit für Medikamente oder einen Krankenhausaufenthalt. Wenn deine Urin- und Blutwerte normal sind und sich dein Baby gut in deinem Bauch bewegt, ist das ein gutes Zeichen. Und wenn dazu noch dein Blutdruck nur mäßig erhöht ist, musst du dir keine übermäßigen Sorgen machen. Wenn die Symptome allerdings zwischen den Kontrolluntersuchungen zunehmen und sich verschlimmern, solltest du zu deinem Frauenarzt gehen.