PCOS: Frau lieg tauf dem Sofa und liest nachdenklich ein Buch

Rund 15 % der Frauen im gebärfähigen Alter leiden an einem sogenannten PCOS, dem polyzystischen Ovarialsyndrom. Gerade, wenn du schwanger werden willst, kann das PCOS dir ein paar Schwierigkeiten dabei bereiten. Aber was genau ist PCOS? Und was kannst du tun, um deine Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen?

Dr. med. Julia Endreß
Geschrieben durch Redaktion 24schwanger.de
Letztes Update 19 Mai 2022
Medizinisch überprüft durch
Dr. med. Julia Endreß, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin
Dr. med. Julia Endreß
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Dr. med. Julia Endreß, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin

Was ist PCOS?

Das PCOS, oder auch Polyzystisches Ovarialsyndrom , ist eine Erkrankung der Eierstöcke, bei dem im Verhältnis zu viele Eibläschen heranreifen. Hierdurch kommt es zu einer Störung des Hormonhaushaltes, so dass der Eisprung und damit die Menstruation über lange Zeiträume ausbleiben können und/oder ganz unregelmäßig ablaufen.

Frauen mit einem PCOS haben daher neben anderen unangenehmen Symptomen oft auch eine verminderte Fruchtbarkeit. Die genaue Ursache von PCOS ist nicht bekannt. Ärzte vermuten aber, dass es sich um eine Kombination mehrerer Faktoren handelt. Die Ursache scheint teilweise erblich bedingt, da sie in einigen Familien häufiger auftritt als in anderen.

Symptome beim PCOS

Neben der verminderten Fruchtbarkeit hat das PCOS noch weitere Symptome und Folgen. Nicht alle Menschen mit PCOS haben die gleichen Symptome. Die folgenden Symptome, treten jedoch häufig auf:

Hirsutismus oder übermäßiger Haarwuchs

Es kann zu männlichem Haarwuchs zum Beispiel an Kinn, Oberlippe, Achseln, Brust, Oberschenkeln, Bauch und/oder Rücken kommen. Dieser übermäßige Haarwuchs entsteht durch den Einfluss von dem männlichen Hormon Testosteron. Die Behandlung ausschließlich dieser Beschwerden kann zum Beispiel kosmetisch oder mit Tabletten und/oder speziellen Cremes erfolgen. Du solltest jedoch beachten, dass eine Tablettenbehandlung nicht durchgeführt werden sollte, wenn du schwanger werden willst.

Fettige Haut und Akne

Es gibt bestimmte Anti-Baby-Pillen, die als positiven Nebeneffekt eine deutliche Verbesserung des Hautbildes machen, also einer Akne entgegenwirken. Bei bestehendem Kinderwunsch ist diese Therapieform natürlich keine Option. Außerdem ist eine Pille eine Hormonbehandlung, die neben gewünschten Wirkungen auch unerwünschte Wirkungen haben kann.

Bei bestehendem Kinderwunsch und Beschwerden wie fettiger Haut und Akne solltest du dir einen Termin beim Hautarzt machen. Er kann dich gezielt beraten.

Unregelmäßiger Menstruationszyklus

Da der Eisprung bei PCOS oft ausbleibt oder nur sehr unregelmäßig kommt, kann es sein, dass du Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden. Begleitende Untersuchungen vom Frauenarzt können Dir helfen, sowohl erstmal eine Periode zu bekommen als auch zu wissen, wann und ob du einen Eisprung hast.

Virilismus

Virilismus steht für die sogenannte Vermännlichung. Sie kommt durch einen Überschuss an männlichen Hormonen zustande und kann in der extremen Variante dazu führen, dass zum Beispiel die Stimme tiefer wird und man unter vermehrtem Haarausfall leidet. Solltest du Veränderungen an deinem Körper feststellen, solltest du dich bei deinem Frauenarzt vorstellen.

Übergewicht

PCOS und Übergewicht hängen zusammen. Es ist mittlerweile bekannt, dass es beim PCOS zu einer Störung des Stoffwechsels kommt, die oft zu einem Übergewicht führt. Gleichzeitig beeinflussen diese beiden Faktoren die Erkrankung der Eierstöcke wieder negativ.
Es ist wichtig, durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung Gewicht zu verlieren. Viele PCOS-Frauen brauchen ansonsten zusätzlich Medikamente, die aus dem Diabetes-Bereich kommen.

Fehlgeburt

Frauen mit PCOS haben ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Leider kannst du das nicht beeinflussen.

Stimmungsschwankungen und Depressionen

Frauen mit PCOS scheinen häufiger an Stimmungsschwankungen und Depressionen zu erkranken. Dies kann mit dem gestörten Hormonhaushalt, aber auch mit Übergewicht oder einem unerfüllten Kinderwunsch zusammenhängen. Mit der Unterstützung eines Psychologen kannst du lernen, wie du einen Ausweg aus der Depression findest.

Überproduktion von LH

Dein Körper produziert zu viel LH (Luteinisierendes Hormon) im Verhältnis zum FSH (Follikelstimulierendes Hormon). Hierdurch kann es zu den typischen Zyklusstörungen kommen.

Entwicklung einer Zuckerstoffwechsel-Störung

Es kann sein, dass dein Körper eine Zuckerstoffwechsel-Störung entwickelt. Aus einer anfänglichen Insulinresistenz (also dem Nicht-Verwerten-Können von Insulin) kann sich ein Diabetes mellitus (eine Zuckerkrankheit) entwickeln.

Zu viel Testosteron

Häufig haben Frauen mit PCOS zu viel Testosteron im Körper. Es kann zur Ausbildung eines Hirsutismus (männlicher Behaarungstyp) und einem Virilismus (männliche Körperstatur) kommen.

Zyklusstörung durch PCOS

Durch die Hormonstörungen in deinem Körper wird die Reifung der Eibläschen erschwert. Anstatt, dass die Eibläschen reifen, bilden sich zu viele und mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen in den Eierstöcken. Es kommt nicht zu einem gleichmäßigen Hormonanstieg, sondern der Zyklus wird asynchron. Die Reifung der Eibläschen ist gestört.

Es kann sein, dass dein Eisprung und auch deine Menstruation bei PCOS häufiger ausbleiben. Ein unregelmäßiger Menstruationszyklus oder sogar das Ausbleiben der Menstruation ist keine Seltenheit. Leider wird das Schwanger werden dadurch erschwert.

3D-Model PCOS.
24baby.de

Untersuchung und Diagnose von PCOS

Die Diagnose eines PCOS kann nur ein Arzt stellen. Dies geschieht unter anderem durch Bluttests und Ultraschalluntersuchungen. Dabei wird dein Blut auf verschiedene Hormonwerte untersucht. Bei Auffälligkeiten im Blut kann eine weitere Blutuntersuchung auf Glukose-, Insulin- und Cholesterinwerte durchgeführt werden.

PCOS Links sieht man einen Eierstock mit vielen Eibläschen. Rechts einen normalen Eierstock
Links ein Eierstock von jemandem mit PCOS, rechts ein normaler Eierstock

Neben einer Blutuntersuchung wird dein Frauenarzt bei dir eine Ultraschalluntersuchung machen. Dabei wird die Anzahl der Bläschen in deinen Eierstöcken untersucht. Im Ultraschall sieht man viele, teils unterschiedlich große Eibläschen aneinander gereiht. Bei einer Frau ohne PCOS befinden sich durchschnittlich 3 bis 8 Bläschen in den Eierstöcken. Bei einer Frau mit PCOS sind es mindestens 12 in einem oder beiden Eierstöcken.

Behandlung bei PCOS

Wenn du ein PCOS hast, ist es schwieriger, schwanger zu werden. Aber es gibt verschiedene Behandlungen, die den Eisprung stimulieren und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen.

Abnehmen

Übergewicht ist eng mit PCOS verbunden. Wenn du schwanger werden willst, ist es daher sehr wichtig, dass du abnimmst. Nicht durch Crash-Diäten, sondern durch gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Oftmals erholt sich der Menstruationszyklus und du kannst wieder einen Eisprung haben. Eine Gewichtsabnahme erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erheblich.

Clomifen in Tablettenform

Nach einer Gewichtsabnahme ist die Einnahme von Clomifen oft die erste medizinische Empfehlung deines Arztes. Die Tabletten werden für ein paar Tage geschluckt und bewirken bei den meisten Frauen, dass es zu einem Eisprung kommt. Die meisten PCOS-Frauen werden so dann doch relativ leicht schwanger. Es besteht jedoch ein leicht erhöhtes Risiko für Mehrlingsschwangerschaften, über das dich dein Arzt dann aufklären wird.

Gonadotropin-Spritzen

Wenn die Tabletten keine oder nur eine geringe Wirkung haben, werden dir wahrscheinlich Gonadotropin-Spritzen empfohlen. Diese Spritzen kannst du dir selbst setzen. Keine Angst, das tut nicht weh. Die Spritzen enthalten zum Beispiel FSH (Follikelstimulierendes Hormon) oder HMG (Humanes Menopausengonadotropin). Welche Dosierung du erhältst, wird immer individuell entschieden. Während der Behandlung wird dein Arzt deinen Zyklus mit Ultraschalluntersuchungen und Blutabnahmen überwachen.

Wenn die Eizelle reif genug ist, bekommst du eine eisprungauslösende Spritze zum Beispiel mit dem Hormon HCG (Humanes Choriongonadotropin). Dadurch wird der Eisprung ausgelöst. Der Eisprung findet etwa 38 bis 40 Stunden nach dem Setzen der Spritze statt.

Bei den meisten Frauen, die Hormone gespritzt haben, findet ein Eisprung statt. Ein Großteil der Frauen wird durch die Behandlung schwanger. Wenn du auf diese Art und Weise behandelt wirst, ist das Risiko von Mehrlingsgeburten größer. Weiterhin besteht die Gefahr einer Überstimulation der Eierstöcke. Das heißt, wenn 2 bis 3 Blasen größer als 15 mm sind. Die Behandlung wird dann vorzeitig beendet.

Metformin

Metformin ist ein Medikament, das zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Es wirkt auch bei Frauen mit PCOS, weil es den Insulinspiegel senkt. Dadurch wird die Produktion von Testosteron reduziert. Durch die Gabe von Metformin kann sich der Zyklus normalisieren und es kann wieder vermehrt zu spontanen Eisprüngen kommen.

IVF

Wenn du durch die oben beschriebenen Behandlungen keinen Eisprung hattest, kann dir eine IVF womöglich helfen. IVF steht für In-vitro-Fertilisation, bei der die Befruchtung außerhalb deiner Gebärmutter stattfindet.

PCOS und schwanger werden

Auch, wenn du ein PCOS hast, heiβt das nicht, dass du nicht schwanger werden kannst. Allerdings ist die Schwangerschaft mit PCOS wesentlich riskanter als ohne. Es können Fehlgeburten, Schwangerschaftsdiabetes und Mehrlingsschwangerschaften auftreten. Daher ist es umso wichtiger, dass du regelmäßig ärztlich untersucht wirst. Nur so kann dein Frauenarzt Komplikationen schnell erkennen und behandeln.