Frau unterzieht sich Hormonbehandlung vor PID.

Bei der PID werden Eizellen oder Embryos vor der Übertragung in die Gebärmutter auf genetische Veränderungen untersucht. Aber wann ist das sinnvoll? Und wie ist die Rechtslage zur Präimplantationsdiagnostik in Deutschland?

Was bedeutet PID?

Die Abkürzung ‚PID‘ steht für Präimplantationsdiagnostik. Die PID wird im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen eingesetzt.

Bei einer IVF oder ICSI werden Eizellen mit Spermien befruchtet. Anschließend bringt der Arzt eine oder mehrere entstandene Embryos in die Gebärmutter ein.

Bei einer PID werden die befruchteten Eizellen vorher mit verschiedenen Methoden auf genetische Veränderungen untersucht. Danach sucht der Arzt die Eizellen mit den besten Eigenschaften für den Embryotransfer aus.

Gründe für die PID

Es gibt verschiedene Gründe für eine PID:

  • Erbkrankheiten in der Familie (beispielsweise Mukoviszidose oder Chorea Huntington)
  • Fortgeschrittenes Alter der Frau (ab 35 Jahren)
  • Mehrere Fehlgeburten
  • Mehrere erfolglose IVF-Zyklen
  • Auswahl bestimmter Eigenschaften des Babys, beispielsweise Geschlecht
  • Auswahl der genetischen Eigenschaften des Babys, damit es zum Beispiel Gewebespender für ein krankes Geschwisterkind sein kann

Die Anwendungsgebiete der PID sind vielfältig. Aber nicht alle sind in Deutschland erlaubt.

PID in Deutschland

Die PID wird von vielen Menschen kritisch gesehen, da es viele ethische Fragen aufwirft. In Deutschland gibt es deshalb ein strenges Embryonenschutzgesetz und ein eigenes Präimplantationsgesetz. Die Präimplantationsdiagnostik ist auf der Grundlage dieser Gesetze nur in Ausnahmefällen unter bestimmten Umständen erlaubt:

  • Risiko für Erbkrankheiten: Wenn die Frau und/oder der Mann eine genetische Veranlagung für bestimmte Erbkrankheiten hat, darf eine PID durchgeführt werden.
  • Risiko für eine Tot- oder Fehlgeburt: Die PID soll dazu dienen, schwerwiegende Schädigungen des Embryos festzustellen. Es darf daher nur nach solchen Veränderungen in der Genetik gesucht werden. Als schwerwiegend gelten Schädigungen dann, wenn sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zur Tot- oder Frühgeburt führen.
  • Aufklärung: Bevor eine PID durchgeführt werden darf, muss dich dein Arzt über mögliche Konsequenzen der Untersuchung aufklären.
  • Ethikkommission: Eine Ethikkommission, die beispielsweise aus Ärzten, Humangenetikern, Rechtswissenschaftlern und Psychologen besteht, muss der PID zustimmen.
  • PID-Zentrum: Die Präimplantationsdiagnostik muss von einem qualifizierten Arzt in einem der staatlich zugelassenen Zentren für PID durchgeführt werden.

Wusstest du, dass...?

Eine PID darf erst 5 Tage nach der Befruchtung durchgeführt werden

Denn davor sind alle Zellen des Embryos totipotent. Das bedeutet, dass sich aus allen Zellen ein eigenes Lebewesen entwickeln könnte.

PID im Ausland

Aufgrund der strengen Regeln in Deutschland ist es beispielsweise nicht möglich, mit der PID gezielt einen zukünftigen Spender für ein erkranktes Geschwisterkind auszuwählen. Diese Möglichkeit gibt es aber in anderen Ländern, beispielsweise in Großbritannien und Frankreich. Generell haben diese Länder aber auch eine eher strenge Gesetzeslage.

Einige europäische Länder, wie Tschechien, haben liberalere Bestimmungen. Hier kann die PID ohne gesondertes Genehmigungsverfahren im Rahmen der In-vitro-Fertilisation eingesetzt werden. Eine Auswahl des Embryos nach bestimmten Vorlieben, zum Beispiel im Hinblick auf das Geschlecht oder andere Merkmale ohne Krankheitswert, ist aber in den meisten Ländern verboten.

PID bei erhöhtem Risiko für Krankheiten

Wenn bei deinem Partner oder dir Erbkrankheiten in der Familie vorkommen, kann es sinnvoll sein, eine PID durchführen zu lassen. In diesem Fall ist eine künstliche Befruchtung notwendig, auch wenn ihr kein Problem habt, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Nur, wenn die Eizelle außerhalb des Körpers befruchtet wird, ist eine PID möglich.

Grundsätzlich kann man zwei verschiedene Arten von Anomalien mit der PID feststellen:

  • Monogene Erkrankungen: Es gibt Krankheiten, die durch die Veränderung eines Gens entstehen. Sie können vererbt werden, was mit der PID verhindert werden soll.
  • Chromosomenveränderungen: Bei der PID können die Embryos auf Chromosomenveränderungen und die Anzahl an Chromosomen untersucht werden. Dadurch schließt man Krankheiten aus, die aufgrund von chromosomalen Abweichungen entstehen.

Ablauf der PID

Die ersten Schritte vor der PID sind die gleichen wie bei jeder künstlichen Befruchtung. Nach einer hormonellen Stimulation entnimmt dein Arzt mehrere Eizellen. Danach werden die Eizellen mit Spermien deines Partners oder mit Spermien eines Samenspenders befruchtet.

Danach beginnt die befruchtete Eizelle damit, sich zu teilen. Nach 3 bis 5 Tagen entnehmen Labormitarbeiter eine oder zwei Zellen der entstandenen Embryos und die Untersuchung beginnt. Dabei stellen die Labormitarbeiter mögliche Chromosomenanomalien oder Mutationen fest. Betroffene Embryos werden aussortiert und ein oder zwei gesunde Embryos für die Übertragung in die Gebärmutter vorbereitet.

Werden die Kosten der PID durch die Krankenkasse übernommen?

Die Präimplantationsdiagnostik ist eine sehr teurere Untersuchung. Sie kann mehrere Tausend Euro kosten. Derzeit übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die PID nicht.

Risiken der PID

Bei der Präimplantationsdiagnostik gibt es gewisse Risiken:

  • Hormonelle Überstimulation: Da für die PID eine künstliche Befruchtung mehrerer Eizellen notwendig ist, musst du dich einer Hormonbehandlung unterziehen. Wie bei einem normalen IVF- oder ICSI-Zyklus kann es dabei zum Ovariellen Überstimulationssyndrom kommen.
  • Zu wenige Embryos für den Transfer: Bei der PID werden gegebenenfalls mehrere Embryos aussortiert. Wenn dein Arzt dir in einem Zyklus nur wenige Eizellen entnehmen konnte, besteht die Möglichkeit, dass nach der Untersuchung keine Embryos für den Transfer übrig bleiben.
  • Fehlerhafter Ausschluss von Embryos: Forscher fanden heraus, dass sich in bestimmten Fällen auch chromosomal auffällige Embryos gesund entwickeln können. Die Unterscheidung zwischen gesund und krank ist im Embryostadium also nicht so leicht.
  • Höheres Fehlbildungsrisiko: In vitro gezeugte Embryos haben laut einigen Studien ein höheres Fehlbildungsrisiko.
  • Mögliche Schädigungen des Embryos: Da die PID ein relativ neues Verfahren ist, können Wissenschaftler bislang noch nicht ausschließen, dass der Embryo durch die PID geschädigt wird.

Erfolgsrate der PID

Auch wenn viele Kliniken mit den Vorteilen der PID werben, ist der Forschungsstand zur Präimplantationsdiagnostik noch unklar. Es ist bislang nicht eindeutig bewiesen, dass die PID zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führt, nach einer künstlichen Befruchtung ein gesundes Baby zu bekommen.

Gerade der Einsatz nach erfolglosen IVF- oder ICSI-Versuchen oder nach Fehlgeburten wird kritisch gesehen, wenn keine Erbkrankheiten bekannt sind. Forscher kritisieren, dass Paaren falsche Hoffnungen gemacht werden, um eine teure Untersuchung zu verkaufen.

Die Entscheidung, ob du eine PID durchführen lassen möchtest, musst du letztendlich zusammen mit deinem Arzt treffen.