Eizellen einfrieren: Kryokonservierung in flüssigem Stickstoff

Eizellen einfrieren soll es Frauen ermöglichen, sich den Kinderwunsch auch zu einem späteren Zeitpunkt noch zu erfüllen. Denn Frauen entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen immer später für das erste Kind. Wie genau die Behandlung abläuft, wie viel sie kostet und für wen sie empfehlenswert ist, erfährst du hier.

Dr. med. Julia Endreß
Geschrieben durch Redaktion 24schwanger.de
Letztes Update 17 November 2022
Medizinisch überprüft durch
Dr. med. Julia Endreß,  Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin
Dr. med. Julia Endreß
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Dr. med. Julia Endreß,  Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin

Was ist Social Freezing?

Eizellen einfrieren, wird auch Social Freezing genannt. Dabei werden der Frau für die Umsetzung eines – nicht aktuellen, sondern – späteren Kinderwunsches Eizellen entnommen und eingefroren. Ziel ist es, möglichst im jungen Alter Eizellen zu entnehmen, um den natürlichen Alterungsprozess der Eizellen zu umgehen. Je jünger die Frau und mit ihr die Eizellen sind, desto besser ist die Eizellqualität. Wenn die Frau zu einem späteren Zeitpunkt im Leben einen Kinderwunsch hat, stehen ihr ihre eigenen, jüngeren Eizellen zur Verfügung. Die Eizellen werden dann aufgetaut, befruchtet und in die Gebärmutter eingepflanzt. Das Einfrieren von Eizellen und anderem Gewebe wird auch Kryokonservierung genannt.

Bei Krebspatienten wird die Kryokonservierung schon länger genutzt. Denn die Chemo- und Strahlentherapie kann Eizellen und Samenzellen erheblich beschädigen. Junge Krebspatienten können daher ihre Eizellen und Samenzellen einfrieren lassen, wenn sie sich einer Chemotherapie unterziehen. Je nach Art der Kryokonservierung übernehmen die Krankenkassen mittlerweile die Kosten.

Wenn es medizinische Gründe für das Einfrieren gibt, spricht man von Medical Freezing. Gibt es keinen medizinischen Grund für das Einfrieren von Eizellen, wird es Social Freezing genannt.

Gründe für Social Freezing

Die Eizellen der Frau werden bereits in den Eierstöcken angelegt, wenn sie noch ein Embryo ist. Ein Mädchen kommt also mit dem kompletten Pool an Eizellen zur Welt. Bis zum Eintritt der Pubertät stirbt ein erheblicher Teil der Eizellen natürlicherweise ab. Der Pool und damit die Eizellreserve verringert sich also schrittweise.

Die höchste Fruchtbarkeit erreichen Frauen zwischen 20 und 24 Jahren. Ab etwa 26 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit bereits ab. Je älter die Frau ist, umso schlechter ist die Eizellqualität, was zum Beispiel eine höhere Fehlbildungsrate oder Fehlgeburten mit sich bringen kann. „Alt“ kann eine Frau biologisch gesehen schon ab 30-35 Lebensjahren sein.

Für viele Frauen stimmt das biologisch ideale Alter nicht mit dem Alter überein, in dem sie eine Familie gründen wollen. Viele haben zum Beispiel noch nicht den richtigen Partner gefunden oder wollen sich erst einmal auf ihren Beruf konzentrieren. In diesem Fall kann Social Freezing das Zeitfenster für die Erfüllung des Kinderwunsches etwas verlängern.

Wie läuft die Behandlung ab?

Bevor die Eizellen entnommen werden, unterzieht sich die Frau einer Hormonbehandlung. Durch die Behandlung sollen so viele Eizellen wie möglich in einem Zyklus heranreifen.

Um statistisch gesehen Erfolg mit den eingefrorenen Eizellen zu haben, sollte die Frau mindestens 20 qualitativ „gute“ Eizellen einfrieren lassen. Je nachdem, wie die altersabhängige Eizellreserve der Frau aussieht und wie gut sie auf die Hormonstimulation anspricht, kann der Arzt 1 bis 20 Eizellen in einem Zyklus entnehmen. Je mehr Eizellen pro Zyklus heranreifen, desto weniger Zyklen braucht die Frau, um die 20 Eizellen zu erreichen.

Der Arzt entnimmt die Eizellen mit einer Nadel durch die Vagina. Dabei ist die Frau normalerweise in einer kurzen Narkose. Die entnommenen Eizellen werden eingefroren und in flüssigem Stickstoff aufbewahrt.

Wenn die Frau schwanger werden möchte, werden die Eizellen aufgetaut, künstlich befruchtet und wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Mit etwas Glück nistet sich die Eizelle ein und die Frau wird schwanger.

Eizellen einfrieren: Kosten

Im Gegensatz zum Medical Freezing übernehmen die Krankenkassen beim Social Freezing leider nicht die Kosten. Wie teuer die Behandlung wird, hängt vor allem davon ab, wie viele Zyklen gebraucht werden, um die empfohlenen rund 20 Eizellen zu entnehmen.

  • Eizellentnahme: Pro Zyklus kosten die notwendigen Untersuchungen, die Hormonbehandlung und Eizellenentnahme etwa 5000 Euro. Je jünger die Frau ist, desto höher ist die Chance, dass die Stimulationsbehandlung gut anschlägt und genug Eizellen in einem Zyklus heranreifen.
  • Kryokonservierung und Lagerung: Die Kryokonservierung kostet 150 bis 350 Euro und die Lagerung der Eizellen kostet zwischen 200 und 500 Euro im Jahr.
  • Künstliche Befruchtung: Nach dem Auftauen kommen die Kosten für die künstliche Befruchtung hinzu. Diese können sich auf zwischen 500 und 1500 Euro belaufen.

Wie hoch sind die Erfolgschancen beim Social Freezing?

Das Deutsche IVF Register gibt jedes Jahr ein Jahrbuch mit den neusten Ergebnissen aus den Kinderwunschzentren heraus. Diese Zahlen dienen nur zur groben Orientierung. Im Jahr 2020 lag die Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer bei 30,4 % und die Geburtenrate bei 21,1 %. Es ist wichtig zu wissen, dass die Erfolgschancen steigen, je öfter man es probiert. So lag die Geburtenrate nach der Übertragung eines frischen Embryos und zwei eingefrorenen Eizellen bereits bei 50 %.

Viele individuelle Faktoren spielen eine Rolle und die Chancen können bei dir erheblich größer oder kleiner sein als beim Durchschnitt. Der wichtigste Faktor ist das Alter der Frau bei der Eizellentnahme. Wenn du mehr über deine individuelle Chance wissen möchtest, dann spreche mit deinem Gynäkologen darüber.

Welche Risiken gibt es beim Eizellen einfrieren?

Die Stimulationsbehandlung mit Hormonen, die vor der Entnahme der Eizellen durchgeführt wird, kann mit Nebenwirkungen verbunden sein. Unter anderem kann es zu Hitzewallungen, Bauchschmerzen, Schwindelgefühlen und Sehstörungen kommen.

Eine mögliche Komplikation ist das ovarielle Überstimulationssyndrom, kurz OHSS. Dabei wachsen zu viele Eibläschen heran und es sammelt sich Flüssigkeit im Bauchraum. Die schwere Form des Überstimulationssyndroms kann lebensbedrohlich sein und muss sofort im Krankenhaus behandelt werden. Symptome sind unter anderem ein aufgeblähter Bauch, Schmerzen, Übelkeit und Atemnot. Zum Glück tritt diese schwere Form nur bei etwa 0,2 % der Frauen auf.

Weiterhin ist die Entnahme der Eizellen, wie jeder operative Eingriff, mit Risiken verbunden. Es kann zum Beispiel zu Infektionen, Schmerzen oder Blutungen kommen.

Ein weiterer Faktor ist, dass Schwangerschaften bei älteren Frauen grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben und oft als anstrengender empfunden werden. Denke auch darüber nach, bis zu welchem Alter du dir vorstellen kannst, für ein Kind zu sorgen. Denn Kinder verlangen viel Energie und Kraft.

Für wen eignet sich Social Freezing?

Für bestimmte Frauen und Lebenssituationen bietet Social Freezing eine gute Möglichkeit, um mehr Entscheidungsfreiheit über den Zeitpunkt einer Schwangerschaft zu bekommen. Gerade Frauen, denen in jungen Jahren bewusst ist, dass sie erst zu einem späteren Zeitpunkt Kinder haben möchten, bietet Social Freezing neue Möglichkeiten.