Ein Paar hält nach einem Blastozystentransfer endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Beim Blastozystentransfer wird der Embryo fünf Tage nach der Befruchtung in die Gebärmutter übertragen. Welche Vor- und Nachteile hat der Blastozystentransfer? Und in welcher Form ist er in Deutschland erlaubt?

Was ist eine Blastozyste?

Hat ein Spermium die Eizelle erfolgreich befruchtet, verschmelzen die beiden miteinander. Danach beginnt die Zelle damit, sich zu teilen. Diese sogenannte Blastozystebesteht fünf Tage nach der Befruchtung aus etwa 60 bis 120 Zellen. Aus ihr wird sich schon bald ein Embryo entwickeln.

Was ist ein Blastozystentransfer?

Im Rahmen einer IVF oder ICSI entnimmt der Arzt befruchtungsfähige Eizellen bei der sogenannten Follikelpunktion aus den Eierstöcken der Frau. Anschließend werden die Eizellen in der Petrischale befruchtet.

Nachdem sie sich einige Tage weiterentwickelt haben, werden ein oder mehrere Embryos in die Gebärmutter übertragen. Wie lange sich die befruchteten Eizellen im Labor entwickeln, bevor sie übertragen werden, ist ganz unterschiedlich:

  • Embryotransfer: Die Embryos werden zwei oder drei Tage nach der Befruchtung in die Gebärmutter eingebracht.
  • Blastozystentransfer: Wenn sich die Embryos länger im Brutschrank entwickeln sollen, wird eine Blastozystenkultur durchgeführt. Nach fünf Tagen wird die Blastozyste in die Gebärmutter übertragen.

Anschließend soll sich der Embryo im Körper einnisten, sodass eine Schwangerschaft entsteht. Manche Frauen haben dabei leichte Einnistungsschmerzen, beispielsweise ein Ziehen im Unterleib.

Welche Vorteile hat der Blastozystentransfer?

Bei einem Blastozystentransfer ist die Chance, dass du schwanger wirst größer als bei einem Embryotransfer. Denn der Blastozystentransfer hat einige Vorteile:

  • Längere Beobachtungszeit: Nur ungefähr ein Drittel der befruchteten Eizellen entwickelt sich zu einer Blastozyste weiter. Wenn man bis dahin mit dem Transfer wartet, kann man bereits die Eizellen ausschließen, die sich nicht weiterentwickeln.
  • Natürlicher Zeitpunkt: Bei einer natürlich zustande kommenden Schwangerschaft erreicht die befruchtete Eizelle ebenfalls erst am fünften Tag die Gebärmutterhöhle. Man geht daher davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt besonders aufnahmefähig ist.
  • Längerer Abstand zur Hormonbehandlung: Dein Körper kann sich bei einem Blastozystentransfer länger von der Hormonbehandlung erholen, die vor der Follikelpunktion notwendig ist.
  • Mehrlingsschwangerschaften: Bei einem Blastozystentransfer wird oft nur ein Embryo übertragen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass du schwanger wirst, ist dabei genauso hoch, wie bei der Übertragung von zwei Embryos am 3. Tag. Dadurch kann es nicht zu Mehrlingsschwangerschaften kommen, die grundsätzlich risikoreicher sind.
  • Geringere Fehlgeburtsrate: Da sich Embryos mit bestimmten Anomalien in der Regel nicht bis zur Blastozyste weiterentwickeln, ist bei dieser Methode die Fehlgeburtsrate niedriger.
  • Eileiterschwangerschaften: Ärzte gehen zudem davon aus, dass Eileiterschwangerschaften nach einem Blastozystentransfer seltener sind.

Welche Nachteile hat der Blastozystentransfer?

Du stellst dir jetzt sicher die Frage, warum man bei all den Vorteilen nicht generell bis zum 5. Tag wartet. Das liegt daran, dass der Blastozystentransfer auch Nachteile haben kann:

  • Zahl der Eizellen: Wenn der Arzt dir bei der Follikelpunktion nur wenige Eizellen mit guter Qualität entnehmen kann, ist es besser, die Embryos bereits am 2. oder 3. Tag zu übertragen. So können sie sich früher in der natürlichen Umgebung entwickeln. Es kann nämlich sein, dass Embryos sich im Brutschrank nicht weiterentwickeln, sie dies aber in der Gebärmutter tun würden. Wenn man bis zum 5. Tag wartet, kann es sogar sein, dass kein Embryo für den Transfer übrig bleibt, obwohl mehrere Eizellen entnommen und befruchtet wurden.
  • Einfrieren von Embryos: Üblicherweise werden überzählige befruchtete Eizellen eingefroren. Eine spätere Verwendung von kryokonservierten Blastozysten ist aber oft nicht möglich. Das Einfrieren direkt nach der Befruchtung und vor der Verschmelzung, wie in Deutschland üblich, ist erfolgversprechender.

Erfolgswahrscheinlichkeit des Blastozystentransfers

Bei einem Blastozystentransfer liegt die Wahrscheinlichkeit, dass du schwanger wirst laut Angaben von Kinderwunschkliniken bei Frauen unter 30 zwischen 45 % und 50 % und bei Frauen zwischen 30 und 40 zwischen 35 % und 40 %. Im Vergleich zum Embryotransfer ist sie also etwa 7 % höher. Allerdings ist das Thema noch nicht abschließend erforscht.

Was bezahlt die Krankenkasse beim Blastozystentransfer?

Bei der IVF und ICSI übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel bei den ersten drei Versuchen die Hälfte der Kosten. Diese Übernahme ist unabhängig davon, wann der Transfer der befruchteten Eizellen passiert.

Für die längere Beobachtung der Embryos im Brutschrank vor dem Blastozystentransfer fallen Zusatzkosten an. Diese Kosten musst du leider selbst tragen.

Einnistung nach dem Blastozystentransfer

Nachdem die Blastozyste in die Gebärmutterhöhle übertragen wurde, muss sie sich einnisten. Die Einnistung der Blastozyste ist ein sehr komplexer Vorgang, auf den du insgesamt wenig Einfluss hast.

Trotzdem gibt es einige Tipps, um die Einnistung zu fördern:

  • Medikamente: Du solltest die Medikamente, die dir dein Arzt verschrieben hat, gewissenhaft einnehmen. Sie stellen sicher, dass dein Körper optimal auf eine Einnistung vorbereitet ist.
  • Ruhe und Entspannung: Schone dich nach dem Blastozystentransfer möglichst für einige Tage. Normale Alltagsaktivitäten musst du nicht einschränken, intensiven Sport solltest du aber vermeiden.
  • Ernährung: Achte auf eine gesunde Ernährung mit vielen Vitaminen und trinke ausreichend Wasser.
  • Keinen Sex: Du solltest etwa zwei Wochen auf Sex verzichten, weil Kontraktionen der Gebärmutter die Einnistung des Embryos erschweren können.

Wann erfahre ich, ob ich schwanger bin?

Etwa zwei Wochen nach dem Blastozystentransfer kannst du beim Arzt einen Schwangerschaftstest machen.

Blastozystentransfer in Deutschland und im Ausland

In Deutschland gibt es seit 1990 ein strenges Embryonenschutzgesetz. Aus diesem Grund dürfen bei einer Kinderwunschbehandlung in einem Zyklus nur drei befruchtete Eizellen bis zum Blastozystenstadium heranreifen.

Bereits am Tag der Befruchtung müssen die Eizellen aus einer meist größeren Zahl ausgewählt werden. Mit einer Kryokonservierung können die anderen Eizellen eingefroren werden.

In anderen Ländern, beispielsweise in Österreich oder Tschechien, sind die Gesetze nicht so streng. Hier ist es teilweise auch möglich, alle befruchteten Eizellen bis zum Blastozystenstadium zu beobachten. Erst dann wird ausgewählt, welche in die Gebärmutter übertragen werden.