Hydrocephalus: Mama und Baby sind auf einer Decke und Mama hält Baby´s Kopf

Bei einem Wasserkopf staut sich Hirnwasser im Gehirn. Unbehandelt steigt der Druck im Gehirn und es kann zu Gehirnschäden kommen. Doch wann kommt es zu einem Wasserkopf? Und wie kann man ihn behandeln?

Was ist ein Hydrocephalus?

Genau genommen ist ein Wasserkopf, medizinisch Hydrocephalus, keine Erkrankung für sich, sondern ein Symptom einer unterliegenden Krankheit oder Störung. Ein Hydrocephalus entsteht, wenn mehr Hirnwasser produziert wird als abfließen kann. Die Ursachen für einen Hydrocephalus können angeborenen sein oder erst später im Leben entstehen. Um besser zu verstehen, wie genau ein Hydrocephalus entsteht, braucht es einen kleinen Einblick in die Anatomie.

Wie entsteht ein Hydrocephalus?

Das zentrale Nervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark. Es ist ständig von einer klaren Flüssigkeit umgeben. Diese Flüssigkeit heißt medizinisch Liquor, wird aber auch Nervenwasser, Hirnwasser oder Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit genannt.

Das Nervenwasser hat die Aufgabe, das Gehirn und das Rückenmark vor Stößen und anderen äußeren Einwirkungen zu schützen. Ähnlich wie das Fruchtwasser das Baby schützt. Außerdem ist das Liquor ein Transportsystem. Es transportiert Nährstoffe vom Blut zum Nervengewebe und leitet Abfallstoffe ab. In unserm Körper befindet sich etwa 150ml Liquor und es wird ständig erneuert. Unser Gehirn produziert täglich neues Hirnwasser.

Das Liquor befindet sich also in einem ständigen Fluss. Es fließt durch die sogenannten Liquorräume. Die Liquorräume sind miteinander verbundene Hohlräume, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gehirns befinden. Die Liquorräume im Gehirn nennt man Ventrikel oder Hirnkammern. Von diesen gibt es insgesamt 4. Es gibt zwei große Seitenkammern, in denen das Liquor produziert wird. Von dort fließt es in die 3. und 4. Hirnkammer.

Von der 4. Hirnkammer fließt das Liquor schließlich in die äußeren Hohlräume. Es fließt einmal nach oben in einen hohlen Spalt, der das Gehirn umgibt und einmal nach unten, wo es als Rückenmarksflüssigkeit das Rückenmark umspült. Von diesen äußeren Hohlräumen aus wird das Hirnwasser abgeleitet und über Venen in die Lymphbahn abgegeben.

Wenn das Liquor nicht ungehindert durch die Hohlräume fließen kann oder nicht richtig abgeleitet wird, staut es sich in den Liquorräumen und weitet sie. Dann kommt es zu einem Wasserkopf.

Ursachen: Wieso kommt es zu einem Hydrocephalus?

Es gibt unterschiedliche Gründe, weshalb Hirnflüssigkeit nicht abfließen kann. Eine Reihe von angeborenen oder später im Leben dazukommenden Ursachen können dafür verantwortlich sein.
Beispielsweise können Infektionen, Gehirnblutungen und Tumore den Abfluss des Hirnwassers blockieren und zu einem Wasserkopf führen.
Als angeborene Ursachen kommen Fehlbildungen des Gehirns oder Rückenmarks infrage. Besonders häufig handelt es sich um:

  • Spina bifida: Oft wird Spina bifida auch nur offener Rücken genannt. Es ist eine Entwicklungsstörung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. In schweren Fällen ist der Durchfluss der Rückenmarksflüssigkeit gestört und die Flüssigkeit staut sich im Gehirn.
  • Aquäduktstenose: Dabei kommt es zu einer Verengung zwischen der 3. und 4. Hirnkammer. Die Symptome können schleichend auftreten.

Auch als Folge einer Infektion in der Schwangerschaft oder infolge von Hirnblutungen bei Frühchen, kann es zu einem Hydrocephalus kommen. Frühchen, die vor der 32. SSW geboren wurden und unter 1000 kg wiegen, sind dafür besonders anfällig.

Hydrocephalus Symptome

Wenn sich das Hirnwasser in den Hirnkammern staut, erhöht sich der Druck auf das umliegende Gehirngewebe. Dieses steht unter Spannung und kann nicht mehr richtig durchblutet und mit Sauerstoff versorgt werden. Die Symptome bei Babys unterscheiden sich teilweise von den Symptomen bei Erwachsenen.

Bei Babys sind die Schädelplatten noch nicht geschlossen. Daher können die vergrößerten Hirnkammern die Schädelplatten auseinander drängen. Dann wächst der Kopf des Babys besonders schnell und der Kopfumfang ist ungewöhnlich groß. Weitere Symptome bei Babys sind:

  • Vorgewölbte oder gespannte Fontanelle
  • Auseinanderdriftende Schädelnähte
  • Trinkschwäche
  • Entwicklungsverzögerung
  • wiederholtes Erbrechen
  • vermehrte Schläfrigkeit und Bewusstseinsstörungen
  • Sehstörungen wie Schielen oder das sogenannte Sonnenuntergangsphänomen. Dabei ist der Blick immer nach unten gerichtet. Die nach unten gerichtete Pupille und das Weiß des Auges erinnern dabei an eine untergehende Sonne.
  • Unruhe, Reizbarkeit und Lustlosigkeit
  • Langes, schrilles Schreien
  • Krämpfe
  • Epileptische Anfälle
  • Verlangsamter Herzschlag

Bei Babys, die älter als ein Jahr sind, können zusätzlich noch Kopfschmerzen und Störung der Koordination auftreten.

Hydrocephalus Langzeitfolgen

Wenn ein Teil des Gehirns nicht mit genug Sauerstoff versorgt wird, kann es zu dauerhaften Schäden in diesem Teil kommen. Wenn also die Sauerstoffversorgung des Gehirns durch einen Wasserkopf beeinträchtigt ist, kann es unter anderem zu den folgenden Langzeitfolgen kommen:

  • Inkontinenz
  • Schlurfender Gang
  • Sprachprobleme
  • Vergesslichkeit bis hin zu Demenz

Hydrocephalus Diagnose

Einer der häufigsten Gründe für einen Wasserkopf bei Babys ist die Wirbelsäulenfehlbildung Spina bifida. Der offene Rücken kann meistens bereits vor der Geburt im Mutterleib erkannt und unter Umständen behandelt werden.

Bei Babys, bei denen der Verdacht auf Hydrocephalus besteht, wird zunächst ein Ultraschall gemacht. Im Ultraschall kann man erkennen, ob die Hirnkammern geweitet sind.

Das Wichtigste bei einem Wasserkopf ist, die unterliegende Erkrankung oder Fehlbildung zu finden. Der Arzt ordnet dafür weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel ein MRT oder CT an.

Hydrocephalus Behandlung

Die Behandlung vom Wasserkopf ist von der Ursache abhängig. Wenn der Wasserkopf beispielsweise durch einen Tumor entstanden ist, werden die Ärzte versuchen, diesen zu entfernen.

Bei einer Notsituation, wie einer Gehirnblutung, steigt der Druck im Gehirn schnell. Als Lösung kann ein externes Ableitungssystem gelegt werden. Dabei wird ein kleiner Schlau in die Hirnkammer gelegt, durch den das Liquor abfließen kann.

Wenn die Ursache nicht behoben werden kann, wie zum Beispiel bei Spina bifida, dann muss das Liquor dauerhaft umgeleitet werden. Dies geschieht mithilfe eines Schlauch-Ventil-Systems, dem sogenannten Shunt. Dabei wird ein dünner Schlauch unter der Haut platziert, der das Hirnwasser von der Hirnkammer in den Bauchraum ableitet.

In der Hirnkammer befindet sich ein Ventil am Schlauch. Wenn das Liquor sich staut und der Druck in der Kammer zu hoch wird, öffnet sich das Ventil und das Liquor kann abfließen. Im Bauchraum wird das Liquor wieder in den Blutkreislauf abgegeben.

Nach der Einsetzung eines Shunt-Systems ist es wichtig, dass der Arzt es in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Der Schlauch darf nicht verrutschen und das Material und der Mechanismus müssen voll funktionsfähig sein. Bei Babys und Kindern muss der Arzt zusätzlich prüfen, dass der Schlauch lang genug ist. Wenn Kinder größer werden, muss der Schlauch gegebenenfalls verlängert werden, damit er nicht reißt.

Prognose bei Hydrocephalus

Die Prognose orientiert sich in erster Linie an der Ursache des Wasserkopfes. Wenn es keine schwerwiegende unterliegende Ursache gibt und der Hydrocephalus rechtzeitig behandelt wird, hat das Baby eine gute Chance auf ein normales Leben. Entscheidend ist, dass keine Schäden im Gehirn entstehen, ansonsten kann es zu den oben genannten Langzeitfolgen kommen.