Frühkindlicher Autismus: Mädchen schaut abwesend in die Ferne

Je kleiner das Baby ist, desto schwerer ist es, die Symptome einer autistischen Entwicklungsstörung zu erkennen. Die autistischen Anzeichen sind in den ersten Lebensjahren noch nicht sehr deutlich. Dennoch ist es von großem Vorteil, Autismus früh zu erkennen. Hier erfährst du, auf was du achten solltest.

Was ist frühkindlicher Autismus?

Mediziner sprechen nicht mehr von dem Autismus, sondern einer Autismus-Spektrum-Störung. Autismus kann unterschiedlich stark ausfallen. Zu den Autismus-Spektrum- Störungen zählen der Frühkindliche Autismus, auch Kanner-Syndrom oder Kanner Autismus genannt, das Asperger-Syndrom und der atypische Autismus. Eine Autismus-Spektrum-Störung betrifft etwa 1% der Bevölkerung. Jungen sind drei-bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.

3 Hauptmerkmale einer Autismus-Spektrum-Störung

1) Gestörte soziale Interaktion

Kinder mit Autismus machen gerne Sachen für sich alleine und haben wenig Interesse an anderen Menschen und Kindern. Ihnen fällt es schwer, die Gefühle und Gedanken anderer zu lesen und zu verstehen. Genauso schwer fällt es ihnen, ihre eigenen Gefühle zu verstehen und zu zeigen. Daher haben sie Mühe, Beziehungen aufzubauen. Oft meiden sie Blickkontakt und machen einen unnahbaren oder abwesenden Eindruck.

2) Gestörte Kommunikation und Sprache

Die Sprachentwicklung von Kindern mit Autismus ist oft stark verzögert oder beeinträchtigt. Wenn sie anfangen zu reden, kann es sein, dass ihre Sprache emotionslos und monoton klingt. Auffallend ist, dass autistische Kinder oft Schwierigkeiten mit dem Wort „Ich“ haben. Außerdem fällt es ihnen schwer, die Bedeutung von Mimik und Gestik zu verstehen.

3) Sich wiederholende Bewegungen und Interesse an sehr spezialisierten Themen

Kinder und Babys mit Autismus haben ein ungewöhnliches Interesse an monotonen Vorgängen, wie zum Beispiel der Waschmaschine oder fließendem Wasser. Sie können mit stereotypen Verhalten auffallen. Das heißt, sie zeigen sich wiederholendes und gleichbleibendes Verhalten. Zum Beispiel schaukeln sie sich lange hin und her oder bewegen für eine lange Zeit ihre Finger vor den Augen. Sie mögen bekannte Abläufe und können gereizt und gestresst auf Veränderungen reagieren. Später entwickeln viele ein Interesse in stark eingegrenzte Themengebiete.

Autistische Züge bei Babys

Vor dem 1. Lebensjahr ist es beinahe unmöglich, Autismus zu diagnostizieren. Die ersten Symptome sind sehr unspezifisch. Dazu gehören zum Beispiel Brustverweigerung, Kauprobleme, starre Vorliebe für bestimmtes Essen und starke Störung im Schlaf-Wach-Rhythmus.

Um den 1. Geburtstag herum werden die Symptome etwas spezifischer. Wenn du bei deinem Baby die folgenden Anzeichen beobachtest, solltest du unbedingt deinen Kinderarzt darauf ansprechen:

  • Zeigt keine Gestik: Dein Baby sollte Arme und Hände benutzten, um sich mitzuteilen. Dazu gehört zum Beispiel winken, auf Dinge und Menschen zeigen und dir die Arme entgegenstrecken, wenn es hochgenommen werden möchte.
  • Meidet Blick- und Körperkontakt: Normalerweise suchen Babys Körper- und Blickkontakt. Babys mit einer autistischen Störung meiden diese Kontaktaufnahmen. Es kann auch sein, dass sie aktiv deinem Blick ausweichen.
  • Lächelt andere nicht an: Dein Baby lächelt nicht zurück, wenn jemand es anlächelt.
  • Reagiert nicht auf den eigenen Namen: Wenn du dein Baby rufst, dann dreht es sich nicht zu dir um.
  • Reagiert nicht auf Fingerzeigen: Wenn du mit dem Finger auf etwas zeigst, dann schaut dein Baby nicht hin.
  • Einseitiges, monotones oder sich wiederholendes Spielen: Dein Baby mag Spiele, bei denen gleichbleibende Bewegungen im Mittelpunkt stehen, wie zum Beispiel das Rollen von Rädern. Kindern mit Autismus fehlt oft die Fantasie beim Spielen.
  • Verzögerte Sprachentwicklung: Wenn dein Baby bis zum 10. Monat nicht babbelt und Silbenketten wie „Ba-ba-ba“ bildet.
  • Verliert bereits vorhandenen Fähigkeiten wieder: Es ist normal, dass Babys in ihrer Entwicklung auch mal einen Schritt zurückgehen, bevor sie zwei nach vorne springen. Wenn dein Baby aber auffällig oft und viel verlernt, dann kann das ein Hinweis auf frühkindlichen Autismus sein.

Diagnose frühkindlicher Autismus

Frühkindlicher Autismus wird selten vor dem 18. Lebensmonat erkannt. Bei Verdacht auf Autismus wird der Kinderpsychiater dir viele Fragen zur Entwicklung deines Babys stellen. Wenn dir bereits etwas aufgefallen ist, dann notiere es am besten sofort. Oft braucht es eine längere und genaue Beobachtungszeit, bevor Autismus diagnostiziert werden kann.

Viele Symptome können auch auf andere Erkrankungen hindeuten, wie beispielsweise ADHS, Angst- und Zwangsstörungen, Epilepsie oder Hörstörungen. Der Psychiater muss daher viele und sehr genaue Untersuchungen machen, um andere Erkrankungen auszuschließen.

Wieso ist es wichtig, frühkindlichen Autismus früh zu erkennen?

Wenn Babys auf die Welt kommen, ist ihr Gehirn noch nicht vollständig entwickelt. In den ersten Lebensjahren lernen sie unglaublich viel und sind sehr empfänglich für äußere Einflüsse. Deswegen sollte man früh anfangen die Sprache und kognitiven Fähigkeiten bei Babys mit Autismus zu fördern.

Unter kognitiven Fähigkeiten versteht man zum Beispiel Erinnerung, Kreativität, Denken, Aufmerksamkeit und Vorstellungskraft. Diese Fähigkeiten helfen ihnen später in der Schule und im Leben besser zurechtzukommen.

Je früher man mit der Förderung anfängt, desto positiver ist das für die Gehirnentwicklung. Es wird daher immer mehr Wert darauf gelegt, Autismus so früh wie möglich zu erkennen und die Babys und Kinder von Anfang an zu unterstützen.

Das Problem ist, dass viele Verhaltensweisen erst im Umgang mit anderen auffallen, wenn das Kind deutlich älter ist. Umso wichtiger ist es, auf die oben genannten Anzeichen zu achten.

Frühkindlicher Autismus Ursachen

Die Ursachen von Autismus sind noch nicht vollständig geklärt. In jedem Fall spielen Gene eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen die Gehirnentwicklung des Embryos. Das führt später dazu, dass Kinder mit Autismus ihre Umgebung anders wahrnehmen und in ihren sozialen Fähigkeiten und ihrer Kommunikation beeinträchtigt sind.

Unterschiedliche Studien deuten darauf hin, dass folgende Faktoren, das Risiko auf Autismus erhöhen:

  • Vergleichsweise hohes Alter der Eltern
  • Schwere Infektionen in der Schwangerschaft, wie beispielsweise Röteln
  • Frühe Frühgeburt

Therapie frühkindlicher Autismus

Leider ist Autismus nicht heilbar. Dennoch gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten, um Kindern mit Autismus zu helfen, ein selbstständiges Leben zu führen und positive Beziehungen zu knüpfen. Je nachdem, wie alt das Kind ist und wie stark die Autismus-Spektrum-Störung ausgeprägt ist, sind unterschiedliche Therapien möglich.

Kleinkindern stehen zum Beispiel Verhaltenstherapie, Logopädie, Psychotherapie und Gruppentherapie zur Verfügung. Das Ziel ist es, die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und ihnen das soziale Leben zu erleichtern.

Bei der Therapie ist es wichtig, nicht nur an das Kind, sondern auch an das Umfeld des Kindes zu denken. Je besser Eltern, Geschwister, Lehrer und andere Bezugspersonen informiert sind, desto mehr werden sie das Kind verstehen und unterstützen können. Aufklärung ist daher ein wichtiger Teil der Therapie.

Dein Kind hat Autismus – was nun?

  • Suche dir Hilfe: Autismus ist eine komplexe Entwicklungsstörung. Dir stehen eine Vielzahl von unterschiedlichen Therapeuten und Experten zur Verfügung, die sich mit der Erkrankung auskennen und dir und deinem Kind helfen können. Es gibt beispielsweise extra Betreuung für Kinder mit Autismus, Therapien, Elternschulungen, Selbsthilfegruppen und Kurzpflegeeinrichtungen. Es kann sehr hilfreich sein mit Eltern in Kontakt zu kommen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. So könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und Erfahrungen austauschen.
  • Informiere dich über die Krankheit: Informiere dich gut über die Krankheit. Im Internet gibt es verschiedenen Webseiten von Verbände, in denen Eltern, Fachleute und Betroffene zu Wort kommen. Suche nach guten wissenschaftlichen Informationen, denn über Autismus wird auch viel Irrglaube verbreitet.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Autismus-Spektrum-Störungen