Wiederbelebung am Baby: Rettungssanitäter führt die Herzdruckmassage an einem Baby aus.

Wenn du dein Baby wiederbeleben musst, ist das eine Stresssituation, in der du einen kühlen Kopf bewahren musst. Um deinem Baby schnell helfen zu können, ist es deshalb wichtig, die nötigen Handgriffe zu kennen. Weißt du, wie die Herzdruckmassage bei Babys funktioniert oder wie du dein Baby beatmest?

Rettunssanitäter
Geschrieben durch Redaktion 24schwanger.de
Letztes Update 11 Mai 2022
Medizinisch überprüft durch
Philip Binder, Notfallsanitäter
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Philip Binder, Notfallsanitäter

Wann musst du dein Baby wiederbeleben?

Die Wiederbelebung, die so genannte Reanimation musst du im Notfall durchführen, wenn du feststellst, dass eine bewusstlose Person:

  • nicht mehr atmet.
  • einen Herz-Kreislauf-Stillstand hat. Das Herz also nicht mehr schlägt.

Wenn du jemanden reanimierst, übernimmst du die Sauerstoffversorgung, indem du die Person beatmest. Außerdem massierst du das Herz, um das Herz weiter mit Sauerstoff zu versorgen, damit es wieder anfängt zu schlagen und das Herz-Kreislauf-System wieder in Gang kommt.

Bei Erwachsenen ist meistens das Herz dafür verantwortlich, dass eine Reanimation notwendig ist. In den meisten Fällen leidet der Patient an Herzrhythmusstörungen oder erleidet einen Herzstillstand. Bei Babys und Kleinkindern ist das anders. Bei ihnen ist meistens eine unregelmäßige oder ausbleibende Atmung das Problem. Dein Baby wird dann nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das kann zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand führen.

Tipp

Bei Babys solltest du mit der Wiederbelebung beginnen, wenn du keinen oder einen unregelmäßigen Atem feststellst.

Wiederbelebung bei Babys und Kleinkindern

Bevor du mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnst, solltest du dein Baby so weit wie möglich ausziehen und auf eine harte Unterlage wie zum Beispiel einen Tisch legen. Außerdem solltest du um Hilfe rufen. Denn im Notfall zählt jede helfende Hand. Wenn du allein bist, solltest du erst mit der Reanimation beginnen und dann nach etwa einer Minute den Rettungsdienst mit der 112 alarmieren. Sie können dir nicht nur den Rettungswagen schicken, sondern dich auch anleiten und beruhigen. Wenn ihr zu zweit seid, kann eine Person mit der Reanimation beginnen, während die andere Person den Notruf wählt.
Bei der Wiederbelebung gehst du nach dem so genannten ABC-Schema vor:

  • Atemwege frei machen und freihalten.
  • Beatmung, um den Sauerstoffmangel auszugleichen.
  • Circulation (Kreislauf) wiederherstellen mit der Herzdruckmassage.

Wie beatmest du dein Baby?

Wenn du festgestellt hast, dass dein Baby nicht mehr oder nur unregelmäßig atmet, solltest du mit der Beatmung beginnen. Zunächst musst du prüfen, ob die Atemwege deines Babys blockiert sind. Schaue dafür in den Mund deines Babys. Wenn du etwas siehst, was die Atemwege blockieren könnte, versuche es vorsichtig zu entfernen. Danach neigst du den Kopf deines Babys leicht nach hinten, indem du das Kinn vorsichtig anhebst. Achte darauf, dass du den Kopf deines Babys nicht überstreckst. Das kann die Atemwege auch wieder blockieren.

Jetzt kannst du beginnen dein Baby zu beatmen. Dabei gibt es Unterschiede, zwischen Babys und Kleinkindern. Bei Babys umschließt du mit deinem Mund gleichzeitig den Mund und die Nase deines Schatzes, um es zu beatmen. Kleinkinder beatmest du durch den Mund und hältst die Nase des Kindes zu. Sowohl bei Babys, als auch Kleinkindern gilt, du solltest fünf Mal beatmen, bevor du mit der Herzdruckmassage beginnst. Denn bei Babys muss zunächst der Sauerstoffmangel ausgeglichen werden.

Wiederbelebung beim Baby: Eine Mutter lehnt sich über ihr Baby und überprüft die Atmung.

Wenn du dein Baby beatmest, schaue in Richtung des Brustkorbs. Atme aus, bis du siehst, dass sich der Brustkorb deines Babys hebt. Da das Lungenvolumen deines Babys noch nicht so groß ist, musst du nicht sonderlich stark in den Mund deines Babys ausatmen.

Wenn du dein Baby fünf Mal beatmet hast, kontrolliere noch einmal, ob dein Baby wieder von selbst atmet. Ist das der Fall, kannst du dein Baby in eine stabile Lage legen bis der Rettungswagen kommt. Diese funktioniert bei Babys ein bisschen anders als bei Erwachsenen. Lege dein Baby flach auf den Bauch und drehe den Kopf zur Seite. Achte dabei darauf, dass du den Kopf deines Babys immer abstützt. Dann öffnest du den Mund, damit zum Beispiel Erbrochenes abfließen kann und die Atemwege nicht blockiert werden. Wenn du immer noch keine Atmung erkennen kannst, musst du stattdessen zur Herzdruckmassage übergehen.

Wie funktioniert die Herzdruckmassage bei Babys?

Die Herzdruckmassage wird bei Babys an ihren Körperbau angepasst. Du drückst also nicht mit der ganzen Hand auf den Brustkorb, wie bei Erwachsenen und Kleinkindern, sondern nur mit zwei Fingern. Diese positionierst du in der Mitte des Brustkorbs deines Babys, in etwa auf Höhe der Brustwarzen. Mit den zwei Fingern drückst du das Brustbein bis zu zwei bis drei Zentimeter tief ein. Das ist vielleicht tiefer als du denkst, aber wichtig, um dein Baby erfolgreich reanimieren zu können.

Dann kannst du mit der Herzdruckmassage loslegen. Du solltest den Brustkorb deines Babys mit einer Frequenz von 100 bis maximal 120 mal pro Minute eindrücken.

Wusstest du, dass...?

Viele Lieder haben einen Takt von 120 Schlägen pro Minute

Genau diesen Takt solltest du erreichen, um ein menschliches Herz am Leben zu halten. Wenn du dich zum Beispiel am Takt des Liedes „Staying Alive“ orientierst, triffst du den perfekten Rhythmus für die Herzdruckmassage.

Wiederbelebung beim Baby: Frau führt die Herzdruckmassage mit zwei Fingern am Baby durch.

Während der gesamten Reanimation wechselst du zwischen 30 Herzkompressionen und 2 Beatmungen ab. Das heißt, dass du 30 Mal den Brustkorb deines Babys eindrückst und zwei Mal beatmest. Diesen Rhythmus solltest du beibehalten, bis der Notarzt eintrifft. Das kann ganz schön anstrengend sein. Deshalb ist jede helfende Hand wichtig. Im Idealfall wechselt ihr euch alle zwei Minuten mit der Reanimation ab.

Tipp

Für eine erfolgreiche Herzdruckmassage, muss dein Baby auf einem harten Untergrund, wie zum Beispiel einem Tisch liegen. Auf einer Wickelunterlage wird der Druck, den du zur Reanimation brauchst, abgefedert.

Wie nutzt du einen Defibrillator?

In öffentlichen Räumen, wie zum Beispiel Schulen oder Supermärkten, findest du immer wieder Hinweisschilder, die auf den Standort des nächstgelegenen Defibrillators hinweisen. Der Defibrillator, auch AED genannt, ist ein Gerät, dass dich bei Wiederbelebungsmaßnahmen unterstützt. Mit Hilfe von Elektroden gibt er Stromstöße ab, die das Herz wieder zum Schlagen bringen sollen. Diese klebst du auf den Körper deines Kindes. Bei Kleinkindern werden diese mittig auf die Brust und den Rücken geklebt.

Wenn du einen Defibrillator zur Wiederbelebung deines Kleinkindes nutzt, ist es wichtig, dass du vorher das Kinderprogramm auswählst. Denn die Elektroden werden bei Kindern etwas anders geklebt als bei Erwachsenen. Wenn das AED-Gerät kein spezielles Kinderprogramm hat, kannst du auch bei Kindern unter acht Jahren das normale Programm benutzen.

Um einen Defibrillator richtig nutzen zu können brauchst du keine Vorkenntnisse. Das Gerät ist für Laien konzipiert und gibt dir genaue Anweisungen. Ein Defibrillator sollte allerdings erst bei Babys ab einem Jahr eingesetzt werden. Ist dein Baby jünger, solltest du ihn nicht nutzen.

Erste Hilfe Kurs für Babys und Säuglinge

Möchtest du deine Erste-Hilfe Kenntnisse wieder auffrischen, um im Notfall schnell handeln zu können? Die meisten gängigen Rettungsdienste bieten spezielle Erste-Hilfe-Kurse zum Thema Baby und Kleinkinder an. Teilweise finden diese auch online statt. Im Kurs lernst du dann nicht nur, wie du Unfällen vorbeugen kannst, sondern auch die richtigen Maßnahmen zu Wiederbelebung. Du lernst auch, wie du Erste Hilfe bei zum Beispiel Verbrennungen und Ersticken leistest.